Sie lernen auf dieser Seite ein Klavier der Marke Trebitz kennen. Es stammt aus Eisenberg in Thüringen. Aber dim Atlas der Pianonummern gibt es keinen Eintrag zu dieser Marke, so dass man das Alter nicht anhand von recherchierten Daten ermitteln kann. Also muss man das Baujahr schätzen. Dieses Instrument weist bereits die modernen Konstruktionskriterien eines Kreuzsaiters mit einer Klaviermechanik mit Unterdämpfung auf. Allerdings muss man den Zusatz modern einschränken: Zwar weisen die heute gebauten Klaviere immer noch die gleichen Merkmale auf. Doch das entspricht dem bereits 1870 erreichten Stand der Technik!
Das Piano wurde laut Vorbesitzer vermutlich 30 Jahre nicht gespielt. Beim Spielen des verstimmten Klaviers dachte ich mir: Kommt die Verstimmung nun von der langen Stimmpause oder ist die teils auffällige Verstimmung das Ergebnis von Rissen im Stimmstock?
Auf den Stimmnägeln waren mit Kreide Markierungen angebracht. Aus welchem Grund? Markierungen sind eine Möglichkeit, kritische Stimmnägel, die nicht mehr so fest sitzen, zu kennzeichnen, um beim nächsten Stimmen feststellen zu können, ob sich der Zustand verschlechtert hat. Der Klavierstimmer, der diese Markierungen angebracht hatte, kennzeichnete so jedoch nur zum Teil tatsächlich kritische Stimmnägel. Diese befanden sich (auch hörbar) in der Mitte sowie vor allem im Diskant. Die Markierungen im Bass waren wohl nur angebracht worden, um den damaligen Klavierbesitzer negativ vom Zustand seines Instruments zu beeindrucken. Relativ häufig werden Klaviere als nicht mehr stimmbar abgeurteilt, damit man anschließend ein neues Instrument verkaufen kann.
Die hörbar kritischen Tönen finden bei einem Blick auf den Resonanzboden ihre Bestätigung in Form von Rissen. Steht das weitgehend aus Massivholz gebaute alte Klavier zu trocken, so kann sich Holz so stark zusammenziehen, dass es zerreist. Ein Riss ist ein konkreter Schaden. Aber: Risse im Resonanzboden sind genau genommen kein Problem. Denn der Resonanzboden schwingt und klingt trotzdem! Sie dienen jedoch als einen möglichen Hinweis auf Schäden im Stimmstock, in den man nicht hineinschauen kann.
Gerade bei Klavieren mit einem stolzen Alter von rund 100 Jahren weisen oftmals Verschleiß auf. Dieser betrifft zum Beispiel die Achsen der Klaviermechanik. So war auch hier eine Achse seitlich verschoben. Das führt dazu, dass der Pianohammer nicht mehr direkt nach vorne geführt wird, sondern zur Seite ausweichen kann. Ferner gab es bei diesem Klavier Probleme mit der Dämpfung im Übergang von der Mittellage zum Bass, die erfolgreich gelöst werden konnten.
Nachdem das Klavier und alle Problem gelöst waren, wurde der Klang noch ausgleichend intoniert. Vergleichen Sie den so erreichten Fortschritt mit dem Ausgangszustand!
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