Seit Oktober 2014 veröffentlicht die überregionale Klavierstimmerei Praeludio® an dieser Stelle Hörbeispiele von Kundenstimmungen aus Nürnberg Stadt und Land. Die Audiodateien sind ausgelagert. Wenn Sie auf ein Hörbeispiel klicken, öffnet sich als neue Seite hearthis.at/praeludio
Wie kann man aus einer traurigen Verstimmung eine freudvolle #Klavierstimmung machen? http://t.co/LxPZcSstfK pic.twitter.com/4PkKCi8VlX
— Matthias Meiners (@Praeludio) 22. Oktober 2014
Interessante Informationen über exakt diesen Flügel aus dem Hörbeispiel, ein Modell SK-5 der Sonderedition Shigeru von Kawai, finden Sie in dem Bericht des Kunden von seinen Erfahrungen beim Flügelkauf.
SK-5 Limited Edition von #Shigeru #Kawai – ein sensationeller Flügel: http://t.co/b8G7mfRSeY pic.twitter.com/s6L7ZgAS2H
— Matthias Meiners (@Praeludio) 24. Februar 2015
Überall hört man zur Zeit, dass Deutschland zwar Export-Weltmeister ist, aber an der Kultur einzusparen versucht, was man in den jüngsten Finanzkrisen sowie im Euroraum im großen Stil verschleudert hat. Vor diesem Hintergrund wurde ich in eine Grundschule im Raum Nürnberg mit der Bitte gerufen, mir einmal das Klavier anzuschauen. Vor Ort fand ich ein älteres Klavier. Das ist für mich aber kein Sonderfall. Denn als überregionaler Klavierservice kann ich davon berichten, dass über 50 Prozent aller Klaviere, die ich stimme, 100 und mehr Jahre alt sind.
Ich begutachtete das Klavier und konnte auf den ersten Blick keine Auffälligkeiten feststellen. Also begann ich vorsichtig mit dem Stimmen. Beim Stimmen fiel mein Blick dann auf die kritischen Stellen, die vermutlich bereits vor mir Kollegen entdeckt und als besonders schwerwiegend gegenüber der Schulleitung dargestellt hatten. Diese hat wohl das Fachurteil an die Schulbehörde weitergeleitet. Doch von dort kam die Botschaft: Es gibt kein neues Klavier. Das Piano hatte rechts und links Risse in der Gussplatte, die für die hohe Saitenspannung verantwortlich ist.
Musikunterricht in einer Grundschule in Nürnberg gerettet! Lesen Sie selbst: http://t.co/Re8xt9uZpT pic.twitter.com/pqXlXFeK5z
— Matthias Meiners (@Praeludio) 4. Januar 2015
Die Frage drängte sich mir förmlich auf: Ist nun in dieser Grundschule der Musikunterricht gefährdet, wenn ich das Klavier nicht stimmen kann? Die Antwort hören Sie in dem Hörbeispiel. Praeludio® konnte das Klavier und damit die Musik für die Kinder dieser Grundschule retten!
Aufgrund des überregionalen Einzugsbereichs der Klavierstimmerei Praeludio® stelle ich relativ oft die Frage, ob die Klavierbesitzer wissen, wie alt ihr Klavier ist. Wenn die Frage verneint wird, erlaube ich mir die Zusatzfrage: Wie alt schätzen Sie Ihr Klavier? Dabei ist mir bewusst, dass die Schätzungen meist grob daneben liegen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir in unserem Lebensumfeld kaum Gegenstände haben, die annähernd so alt werden wie ein Klavier, und dann auch noch funktionieren! Längst hätten die Klavierbauer daraus eine Erfolgsgeschichte machen können, wenn sie sich als die nachweislichen Erfinder der Nachhaltigkeit bereits vor 1900 der erstaunten Öffentlichkeit präsentieren würden ! Doch stattdessen jammern die Klavierhersteller nur darüber, dass die alten Pianos den Markt blockieren würden, und verbreiten so nicht nur eine negative Botschaft sondern auch in ihrem eigenen Umfeld schlechte Stimmung. Kein Wunder also, wenn die Innovationen im Klavierbau nicht mehr aus Deutschland kommen...
Das Klavier aus unserem Hörbeispiel wurde von dem Ansbacher Klavierbauer Kindshuber circa Anfang 1900 gebaut und ist somit rund 100 Jahre. Für sein Alter war es mit 438 Hertz zu hoch gestimmt. Der heute aktuelle Kammerton wurde erst 1939 als Norm eingeführt. Um 1900 waren 430 Hertz üblich. Wie Sie hören können, hatte es bei der Verstimmung einige krass verstimmte Einzeltöne. Diese so genannten kritischen Töne können ein hörbarer Hinweis auf Risse im Stimmstock sein, in dem die Stimmnägel die Saitenspannung halten sollen. Tatsächlich erwies sich der Halt der Stimmnägel als unterschiedlich. Die Risse im Stimmstock kann man aufgrund einer geschlossenen Gussplatte zwar nicht sehen, aber mittels Stimmhammer spüren. Ein zusätzlicher Blick unter den Spieltisch ergab, dass sowohl im Resonanzboden als auch im Bereich des Bassstegs Risse waren. Der Verkäufer hat zwar das Klavier restauriert. Das heißt, er hat den Elfenbeinbelag der Tasten durch Kunststoff ausgetauscht und neue Hämmer eingesetzt. Darüber hinaus hat er einige Saiten erneuert, die vermutlich beim Stimmen gerissen waren. Wählt man den Kammerton entgegen dem Alter des Klaviers zu hoch, muss man die Saiten stärker spannen. Dabei riskiert man, dass die Saiten reißen können. Für die eigentlich wichtigen Reparaturen am Stimmstock zugunsten der Stimmhaltung fehlten dieser Werkstatt möglicherweise die Mittel. Daher beließ man es beim oberflächlichen Austausch der Tastenbeläge sowie der Hammerköpfe. Den reparierten Stimmstock kann man dem Käufer leider nicht zeigen. Die weißen Tasten sowie die neuen Hammerfilze auf den Klavierhämmern hingegen, erkennt selbst der Laie als neu! Deswegen nenne ich solche Reparaturen oberflächlich, da sie auf den Augenschein abzielen. Dabei könnte man den Käufer durchaus einen beeindruckenden Nachweis der nicht offensichtlichen Arbeiten bieten, wenn man daran interessiert wäre. Man bräuchte ja nur den Wechsel des Stimmstocks mittels Fotos und Videos dokumentieren und dem Käufer zusammen mit dem somit hochwertigen Instrument als eine Serviceleistung übergeben. Eine solche Dienstleistung würde nachhaltig Vertrauen schaffen.
Wenn Sie nun die gestimmte Version am Ende mit der Aufnahme vor dem Stimmen vergleichen, werden Sie den deutlichen Unterschied bemerken. Jetzt macht Klavier spielen wieder Spaß!
#Hörbeispiel Kindshuber-#Piano (Ansbach-Nürnberg) circa 100 Jahre alt gestimmt http://t.co/xUsaLIl7R1 pic.twitter.com/jPpvjLBOJq
— Matthias Meiners (@Praeludio) 27. Februar 2015